Wissenschaftskolloquium / Programme und Downloads

Vorangegangene Termine:

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
09.07.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Dr. Tove Soiland

 

feministische Theoretikerin

 

Eine Biopolitik des Geniessens? Lacans Zeitdiagnose

 

Ausgehend von einer marxistisch orientierten Lacan-Rezeption wird heute im Umfeld der Ljubljana Scool of Psychoanalysis eine an Lacan orientierte Kritik an der postmarxistischen Wende innerhalb der linken Theoriebildung formuliert. Dies ist nicht zuletzt für die Frage des Feminismus von grosser Bedeutung, da dieser im Zuge der Hochhaltung hybrider Subjektpositionen gegenwärtig in Deutschland fast nur noch in seiner queeren Auslegung akzeptiert wird. Der Vortrag stellt einerseits diese an Lacan orientierte Kritik dar und formuliert ausgehend davon eine Entgegnung auf diese Verpflichtung des Feminismus auf queer.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
02.07.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Helmut Dahmer

 

freier Publizist

 

Die Restitution der Psychoanalyse

 

Die Freudsche Psychoanalyse ist eine Schwester der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie. Beide sind Kritiken jener Institutionen, die unser Leben einschränken, statt es zu fördern – Institutionen der persönlichen Lebens- oder Seelengeschichte und Institutionen der Sozialgeschichte. Unter äußerem Druck haben Psychoanalytiker seit den dreißiger Jahren die psychoanalytische „Technik“ aus ihrer Matrix, der Kritik der Gegenwartskultur, herausgelöst und ihr gegenüber verselbständigt. So ist die Freudsche Aufklärung nur in reduzierter Gestalt auf uns gekommen. Es ist an der Zeit, diese Selbsteinschränkung rückgängig zu machen.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
18.06.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 

​Dr. Markus Brunner

 

Sigmund-Freud-Universität Wien/Linz

 

Psychoanalyse und Kritische Theorie der Gesellschaft. Verhältnisbestimmungen am Beispiel der Sozialpsychologie des Antisemitismus

 

Wollen wir gesellschaftliche Dynamiken und das Verhalten von Menschen in diesen verstehen, kommen wir weder um eine gesellschaftstheoretische noch um eine psychologische Perspektive herum. Kritische Gesellschaftstheorie und Psychoanalyse lassen sich zwar nicht unmittelbar verbinden, benötigen sich aber gegenseitig als korrigierende Perspektiven: Weder sind Verhaltensweisen, Denk- und Wahrnehmungsmuster von Individuen unmittelbar aus den gesellschaftlichen Strukturen abzuleiten noch sind individuelle Regung ohne Blick auf die spezifisch-historische Gewordenheit des Menschen zu verstehen. Am Beispiel der Sozialpsychologie des Antisemitismus will ich veranschaulichen, wie sich gesellschaftliche Strukturen, innerpsychische Konfliktlagen, soziale Diskursformationen und Massendynamiken ineinander verschränken, und dabei sowohl die Potentiale wie die Grenzen eines kritisch-psychoanalytischen Blicks auf gesellschaftliche Prozesse ausloten.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
12.06.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 

​Sonja Witte, M.A.

 

Psychoanalytic University Berlin

 

Im Spiegel der Unschuld: Sexualmoral im Postnazismus. Von „Kinderschändern“, „Unzucht“, „kindlicher Reinheit“ und anderen Symptomen

 

Die Angst vor „pädophilen Übergriffen“ steht derzeit hoch im Kurs. Insbesondere 2013 kursierte in der Politik und den Medien die Frage: Haben wir bisher genau genug hingeschaut? Die Aufforderung zu einer „Schärfung des Blicks“ ist zentrales Element einer derzeit allgegenwärtigen panischen Verdachtsstimmung, wie sich exemplarisch anhand von journalistischen Publikationen zur „Aufdeckung“ von Pädophilen zeigen lässt. Jeder Mann steht hier unter Verdacht – denn angeblich tarnen sich Pädophile als Jedermann. Der „geschärfte Blick“ verspricht, eben diese Tarnung aufzudecken und sich selbst auf diesem Wege vom „Pädo“ zu unterscheiden. Genossen wird in diesem Akt auch ein Idealbild von der Unschuld der eigenen Sexualität.

Von hier ausgehend skizziert der Vortrag eine Transformation der Sexualmoral im postnazistischen Deutschland. Stets wendet sich die Bedeutung des Sexuellen in Verknüpfung mit der „Vergangenheitsbewältigung“ – Vorstellungen von der sexuellen Gefährdung von Kindern sind hierbei zentral. Vor diesem Hintergrund erweist sich die aktuelle Sorge um den Schutz von Kindern und die Panik vor Pädophilen als ein Symptom des derzeitigen verhandlungsmoralischen Ideals einer unschuldigen Sexualität und wie sich im Motiv der Unschuld postnazistische Sexualmoral und deutsche „Vergangenheitsbewältigung“ verkreuzen.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
22.01.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Benno Hafeneger

Prof. Dr. Benno Hafeneger

Philipps-Universität Marburg

 

Pädagogik der Gewalt – Gewalt in der Pädagogik

 

In pädagogischen Einrichtungen - der Schule, der Heimerziehung, in Internaten – gibt es eine lange Tradition des gewaltförmigen Umgangs mit Kindern und Jugendlichen. Unterschiedliche körperliche und beschämende Gewaltformen wurden und werden erzieherisch-strafend legitimiert und sind Ausdruck von Machtverhältnissen. Dazu zählten bis in die 1960er Jahre „Schläge und Prügel“, dann bis heute „Beschämung, Demütigung und Beschimpfung“. Skizziert werden Geschichte, Formen und Ausmaße, Legitimationen von Gewalt in der Pädagogik.

 

 

 

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
15.01.2015

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Ludwig A. Pongratz

Prof. Dr. Ludwig A. Pongratz

 

 

Individualisierung – Normalisierung – Subjektivierung. Die Schule der Kontrollgesellschaft

 

Die ominöse ‚Ruck-Rede’ von Bundespräsident Herzog liegt inzwischen rund 14 Jahre zurück. Sie gab der Etablierung von Qualitäts- und Kontrollregimes ihren Segen, die - nicht allein im Bildungssektor - tatsächlich eine in gewisser Weise ‚ver-rückte’ Wirkung zeigen. Sie befördern eine neuartige Figur der Vergesellschaftung, die Deleuze als ‚Kontrollgesellschaft’ bezeichnet. Der Vortrag umreißt diesen gesellschaftlichen Transformationsprozess, thematisiert seine bildungstheoretischen und -politischen Konsequenzen und problematisiert seine Auswirkungen im Feld der Schule.

 

 

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
12.12.2014

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Christine Graebsch

 

Fachhochschule Dortmund

 

Kriminalisierte Migrant_innen

 

Diskurs und Praxis betreffend Kriminalität einerseits und Migration andererseits sind eng miteinander verschränkt. Das gilt nicht nur für solche Delikte, die nur von Ausländer_innen begangen werden können (z.B. illegaler Aufenthalt) und rassistische Strafverfolgungspraxen. Nicht-Deutsche sind aufgrund von Straffälligkeit zusätzlich dem Sonderrecht der Ausweisung unterworfen. Perfide wird es, wenn mit der Behauptung, Migrant_innen vor Kriminalität schützen zu wollen, Migrationskontrolle betrieben wird. Aufgrund der Verschränkung eignet sich das Thema aber auch als Ansatzpunkt für eine grundlegende Gefängnis- und Strafrechtskritik.

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
18.11.2014

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Daniel Loick

Dr. Daniel Loick

Goethe-Universität Frankfurt am Main

 

But who protects us from you? Zur Kritik der Polizei

 

Die Notwendigkeit der Institution der Polizei wird heute selten in Frage gestellt: Wenn es Recht geben soll, so wird zumeist vorausgesetzt, muss es auch eine Instanz geben, die es durchsetzt. Dieser Vortrag will demgegenüber eine kritische Perspektive auf die Polizei entwickeln. Dabei soll zum einen gezeigt werden, dass auch liberale Rechtsstaaten regelmäßig daran scheitern, die Polizei auf ihren Status als bloßes Mittel zu Rechtszwecken zu fixieren, zum anderen wird die Legitimität staatlicher Gewalt auch ganz grundsätzlich in Zweifel gezogen. Eine Alternative zu polizeilichen Lösungen gesellschaftlicher Konflikte soll mit der Intensivierung politischer Partizipationsmöglichkeiten vorgestellt werden.

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
17.07.2014

18.15
bis
19.45 Uhr
 
David Zimmermann

Dr. David Zimmermann

Leibniz Universität Hannover

 

Migration und Trauma - theoretische Zugänge und pädagogische Implikationen

 

Die sog. Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Migrationserfahrung gelten als besonders traumavulnerable Gruppe. Gleichermaßen sind ihre lebensgeschichtlichen Erfahrungen sehr unterschiedlich. Viele jener Menschen lassen sich nicht leicht einer spezifischen Gruppe, etwa Arbeitsmigrant_innen oder Flüchtlingen, zuordnen. Das Verständnis von Traumatisierung im Kontext von (Zwangs-) Migration bedarf deshalb der Reflexion schwer belastender Erfahrungen im Herkunftsland, während der Migration und im Aufnahmeland. Die Konzeption der Sequentiellen Traumatisierung (Hans Keilson) bildet für derartige Verstehensprozesse den geeigneten Rahmen. Im Anschluss an diese theoretischen Ausführungen werden Implikationen für die pädagogische Arbeit mit zwangsmigrierten Kindern und Jugendlichen vorgestellt. Die Kompetenzen des Verstehens, der pädagogischen Haltung und des Handelns stehen im Mittelpunkt der Überlegungen. Gleichermaßen werden aktuelle gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen pädagogischen Handelns problematisiert, ohne die sich der traumatische Prozess nicht verstehen lässt.

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
26.06.2014

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Juliane Karakayali

Prof. Dr. Juliane Karakayali

(Ev. Hochschule Berlin)

 

Getrennte Klassen: Segregation nach „Herkunft“ an Grundschulen

 

Die sog. „Ausländerregelklassen“, in denen die Kinder und Enkel der ehemaligen GastarbeiterInnen separiert von deutschen Kindern beschult wurden, sind Geschichte. Dennoch findet sich aktuell an einigen Berliner Grundschulen die Praxis, Schulklassen nach der angenommenen Herkunft der Kinder einzurichten. Der Vortrag untersucht dieses Phänomen im Kontext rassismustheoretischer Überlegungen und bildungspolitischer Debatten.

 

 

 

 

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Di.
17.06.2014

18.15
bis
19.45 Uhr


ausgefallen

 
 
Serhat Karakayali
Dr. Serhat Karakayali

(Humboldt Universität zu Berlin)

 

Migranten als Medien des Politischen

 

Migration und Fremdheit, so scheint es, dienen innerhalb des sozialwissenschaftlichen Denkens dazu, sich über bestimmte Dynamiken und Wesenszüge der modernen Vergesellschaftung zu verständigen. So ist der Fremde oder der Migrant oft eine Grenzfigur, die teils als Medium der Emanzipation oder Innovation erscheint, teils dagegen als Bedrohung der sozialen Ordnung im Sinne einer Theorie des allgemeinen Migrant-Werdens, einer Nomadisierung des Sozialen, einer Auflösung oder Deterritorialisung und Beschleunigung, für die der Migrant nur der Vorreiter ist. Vor diesem Hintergrund gewinnen Debatten um Diversität und Xenophobie eine neue Kontur. Soziale und funktionale Ausdifferenzierung, die Normalisierung von Fremdheit durch Rollenhandeln einerseits und die immer aufs Neue entstehenden Bewegungen einer Modernekritik führen dazu, dass das Verhältnis zu „den Anderen“ zu einem Medium oder einem Terrain sozialer Transformationen wird.

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
12.06.2014

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Markus Nesselrodt
Markus Nesselrodt, M.A

(Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg)

 

Dem Holocaust entkommen: Eine jüdische Fluchtgeschichte zwischen Polen, der Sowjetunion und Deutschland

 

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 gelang es hunderttausenden polnischen Juden, dem Holocaust durch Flucht und Vertreibung in von der Sowjetunion kontrolliertes Territorium zu entkommen. Die meisten mussten Zwangsarbeit in sowjetischen Arbeitslagern leisten und waren der Verfolgung durch die Geheimpolizei NKWD ausgesetzt. Schätzungsweise ein Drittel aller aus Polen geflohenen Juden überlebte den Aufenthalt im sowjetischen Exil allerdings nicht. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges durfte der Großteil der polnischen Staatsbürger zwar in ihre Heimat zurückkehren, der Verlust von Angehörigen und die Vernichtung der ehemals blühenden jüdischen Infrastruktur Polens durch den Holocaust motivierte jedoch zehntausende Juden, ihr Glück im westlichen Ausland zu suchen. Andere verließen Polen aufgrund eines virulenten Antisemitismus oder der zunehmenden Sowjetisierung des Landes nach der Befreiung von der deutschen Besatzung. Mit der Emigration aus der polnischen Heimat war das Jahrzehnt der Migration für die jüdischen Flüchtlinge noch nicht beendet. Als sogenannte Displaced Persons, also entwurzelte Personen, fanden sich zehntausende Juden aus ganz Europa im von den westlichen Alliierten besetzte Deutschland wieder. Der Vortrag soll die Geschichte dieser bislang wenig bekannten Überlebenserfahrung anhand einiger biografischer Fallbeispiele vorstellen.
         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
12.12.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 

 

Alina Bothe
Alina Bothe

(FU Berlin)

 

Digitale Zeugnisse Überlebender – eine neue Form der Erinnerung an die Shoah

 

Die von Steven Spielberg gegründete USC Shoah Foundation hat Mitte der 1990er Jahre mehr als 50.000 Interviews mit Überlebenden der Shoah, anderen Verfolgten, aber auch mit BefreierInnen geführt. Diese Interviews liegen digital vor, u.a. im Visual History Archive und bei YouTube. Dies bedeutet, dass intime persönliche Erfahrungen auf dem Bildschirm eines jeglichen digitalen Endgeräts zu betrachten sind. Die mediale Transformation der historischen Quellen ist auf allen Ebenen historischen und pädagogischen Arbeitens zu analysieren und entsprechend theoretisch zu rahmen. In diesem Vortrag wird hierzu das virtuelle Zwischen der Erinnerung als theoretischer Rahmen konzipiert, in dem die digitalen Zeugnisse rezipiert werden, mit und an ihnen gearbeitet wird. Auf diese Weise können die neuen Chancen und Herausforderungen für das Schreiben der Geschichte der Shoah, ihre Darstellung, aber auch für die Vermittlung der Vergangenheit benannt werden.

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
05.12.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 

 

Anja Lemke

Prof. Dr. Anja Lemke

(Universität Köln)

 

Art Spiegelmans Comic „Maus. Die Geschichte eines Überlebenden“ – Zur Erinnerung der Shoah im Medium von Text und Bild

 

An Art Spiegelmans Comic „Maus“ lassen sich zwei zentrale Fragen der Darstellung der Shoah diskutieren: Wie können wir mit den Erinnerungen der Zeitzeugen über die Generationengrenzen hinweg umgehen und welche Medien stehen für die Darstellung dieser Erinnerungen zur Verfügung?

Der Comic, der 1986 und 1991 in zwei Bänden erschien, erzählt auf zwei Ebenen: es ist die Geschichte von Art Spiegelmans Vater Vladek, einem Holocaustüberlebenden, und es ist Spiegelmans eigene Geschichte als Sohn, auf den die traumatischen Erfahrungen seiner Eltern in vielfacher Weise übertragen wurden. Dieser komplexen Doppelstruktur vermag das Medium des Comics dadurch Rechnung zu tragen, dass seine Verknüpfung von Text und Bild es erlaubt, die narrative Chronologie immer wieder durch die räumliche Ebene der Bilder zu ergänzen, zu durchbrechen und zu konterkarieren. Auf diese Weise ermöglicht das Genre Spiegelman zu zeigen, wie beide Erinnerungsebenen unauflöslich miteinander verquickt sind und der geschichtlichen Grundannahme chronologischer Zeitverläufe zuwiderlaufen.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
28.11.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 

 

Detlev Schöttker
Prof. Dr. Detlev Schöttker

(Universität Wien)

 

Erinnern und Vergessen der nationalsozialistischen Kriegspolitik. Ernst Jüngers »Strahlungen«

 

Ernst Jüngers »Strahlungen« sind 1949 erschienen und wurden später um die Teile »Gärten und Straßen« (1942) und »Jahre der Okkupation« (1958) erweitert. Die verschiedenen Teile des Buches dokumentieren in Form chronistischer Tagebuch-Aufzeichnungen Jüngers Aufenthalt als Besatzungsoffizier in Paris von 1941 bis 1944, seine Inspektionsreise in den Kaukasus 1942 und die ersten Nachkriegsjahre. Das Buch (und seine Teile) wurde zur bekanntesten und am meisten diskutierten Publikation Jüngers nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jünger setzt sich hier u.a. mit dem Nationalsozialismus auseinander und verschweigt auch die Vernichtung der europäischen Juden in Konzentrationslagern der besetzten Ostgebiete nicht. Viele Fakten werden dagegen verharmlost oder übergangen, so dass das Buch nach Erscheinen heftiger Kritik ausgesetzt war. Was und in welcher Form Jünger dokumentiert, was er verschweigt und wie seine Kritiker argumentiert haben, soll Gegenstand des Vortrags sein.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
14.11.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 

 

Sieglinde Jornitz
Dr. Sieglinde Jornitz

(DIPF Frankfurt)

 

Erinnern der Kindheit als Verfahren der Impfung - Pädagogische Einsichten aus Walter Benjamins „Berliner Kindheit“

 

Walter Benjamin (1892-1940) hat in der „Berliner Kindheit um neunzehnhundert“ in 32 Textstücken Erlebnisse seiner Kindheit festgehalten. In poetisch-dichter Sprache erschafft er Bilder eines aufwachsenden Kindes im Berliner Bürgertum der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er erinnert alltägliche Begebenheiten, wie das morgendliche Aufstehen, eine Deutschstunde in der Schule oder das Spielen im Gartenpavillon. Aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive ist der Text interessant, weil Benjamin seine individuellen kindlichen Erfahrungen durchdringt und so das gesellschaftlich Allgemeine der Kindheit im Hinblick auf Bildung und Erziehung sichtbar macht. Beides zusammen bewirkt, dass für Benjamin persönlich das Erinnern zur Impfung werden kann.

Der Vortrag wird zu zeigen versuchen, warum die pädagogischen Einsichten der „Berliner Kindheit“ auch heute noch für uns relevant sein können.

 

(Vortragspräsentation als PDF-Download)

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
04.06.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Dr. Ulla Klingovsky
Dr. Ulla Klingovsky

(TU Darmstadt)

 

»Subjektivierungsprozesse in der Weiterbildung«

 

»Gestalte Dich selbst« - so lautet das Credo einer ›Neuen Lernkultur‹ für die Erwachsenen- und Weiterbildung. Gefordert werden variablere Lehr- und Beratungsformen, die sich von konkreten Inhalten lösen und stattdessen die Aktivität und Selbstverantwortung der lernenden Subjekte fördern sollen. Vor dem Hintergrund einer gouvernementalitätstheoretischen Analyse im Anschluss an Michel Foucault werden in diesem Vortrag die damit verbundenen professionellen Handlungsweisen als Regierungspraktiken erkennbar.

Mit dem Begriff der "Regierung" kennzeichnet Foucault Machtverhältnisse, die sich weniger durch äußeren Zwang als vielmehr durch eine spezifische Anrufung des Selbst sowie damit korrespondierende Technologien des Selbst auszeichnen. Auf welche Weise die in der Weiterbildung und Beratung entwickelten Selbsttechnologien flexible und anschlussfähige Subjekte hervorbringen bzw. Subjektivierungsprozesse eröffnen, in denen sich Individuen zugleich selbst in ihre eigene Unterwerfung verstricken, ist die diesen Vortrag leitende Fragestellung.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
20.06.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Diana Fischer
Diana Fischer

(Dipl.-Pädagogin,
Helmut Schmidt Universität Hamburg)

 

»Glückliche Maschinenmenschen. (Selbst-)Praktiken im Coaching«

 

Beratung im erziehungswissenschaftlichen Diskurs und in der Erwachsenenbildung/Weiterbildung ist en vogue. Wie kommt nun diese neue Mode, die sich dem Gegenstand der Selbstpraktiken inkompetenter Subjekte widmet, zustande? Als Ausgangspunkt dienen die ersten Formen institutionalisierter Beratung, die bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts anzusiedeln sind. Im Vortrag setzen wir uns mit der Genealogie der Therapeutisierung seit den 70er Jahren auseinander, um herausfinden, wie das beratende Selbst als Formierung des (Arbeits-) Subjekts der Moderne entstanden ist.

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
06.06.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Prof. Dr. Daniel Wrana
Prof. Dr. Daniel Wrana
 

»Zur Genealogie und Funktion der Differenz von Beratung und Unterricht«

 
Unterrichten und Beraten lassen sich als zwei Formen pädagogischen Handelns begreifen, die je ihre institutionelle Geschichte haben. Durch die Legitimation als vermeintlich "besseres" pädagogisches Handeln wird das Beraten oft vom Unterrichten abgegrenzt. Die Genealogie dieser Unterscheidung und ihre Funktion in der Transformation der Regierung von Können und Wissen wird im Vortrag nachgegangen.
 
 
 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
31.01.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Martina Weber

 

 

 

 

»Gangsta« - Inszenierungen von Überlegenheit bei adoleszenten Jungen in erschwerten Lebenslagen

 

»Gangsta«-Rapper nutzen hypermaskuline Selbstinszenierungen für Wettbewerbe untereinander, provozieren aber auch die bürgerliche Öffentlichkeit und erfahren viel mediale Aufmerksamkeit. Dieser Diskurs macht vor pädagogischen Institutionen nicht Halt (von Schule bis Jugendzentrum), bei den Professionellen dort gelten »Nachwuchs-Gangsta« oftmals als höchst unangenehmer Störfall.

Auf die »coole Pose« der Jungen (Demonstrationen der Aggressivität, Frauenfeindlichkeit ...) wird immer wieder weniger pädagogisch als eher hilflos mit bloßen Sanktionen reagiIm Vortrag wird in einer Zusammenschau von Migrations-, Männlichkeits- und Milieuforschung eine Lesart der »Gangsta«-Inszenierungen aus einer intersektionalen Perspektive entwickelt. Im Mittelpunkt steht die Frage nach Strategien im Kampf um Anerkennung der jungen, männlichen »postproletarischen Unterklasse«.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
24.01.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Umrath
Barbara Umrath


(Diplom Pädagogin)

 

Odysseus, Penelope und He-Man - Kritische Theorie zu Subjektkonstitution und Geschlecht

 

Wenn man von der Kritischen Theorie spricht, kommen autoritärer Charakter, Dialektik der Aufklärung und Kulturindustrie in den Sinn. Dass sich die Kritische Theorie auch mit dem Geschlechterverhältnis befasst hat, wird dabei gerne übersehen.

Im Vortrag soll gezeigt werden, inwiefern 'Geschlecht' in den Überlegungen der Kritischen Theorie zur Konstitution des bürgerlichen Subjektes eine Rolle spielen. Gleichzeitig wird argumentiert, dass deren Ansatz in Zeiten wie diesen, in denen der Begriff Feminismus für wenig mehr steht als die Forderung nach Frauenquoten, wichtige Impulse für eine gesellschaftskritische (Neu-)Bestimmung von Feminismus setzen kann.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
17.01.2013

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Schulze
Nora Schulze


(Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Erziehungswissenschaft,
Universität Osnabrück)

 

Gender lernen? Wissenschaftliche Reflexion zu einem Projekt genderbezogener Pädagogik mit Jugendlichen

 

Pädagogische Ansätze in Schule und Jugendarbeit, die sich mit dem Thema "Geschlecht" befassen, entwickeln und verändern sich seit den 1970er Jahren stetig. In Umlauf sind die diverse Begriffe und damit verbundene Konzepte wie geschlechtergerechte, geschlechtsbezogene, geschlechterreflektierte, genderbezogene und genderbewusste Pädagogik. Als gemeinsame Ziele dieser verschiedenen Konzeptionen können die pädagogische Bearbeitung der Geschlechterverhältnisse und vor allem die Herstellung von Geschlechterdemokratie ausgemacht werden.

Zur Annäherung an diese Ziele muss vor allem gefragt werden, wie Jungen und Mädchen Geschlecht in ihren konkreten Lebenswelten erleben und welche Bedeutung Geschlecht für sie hat. Erst dann kann über pädagogische Konsequenzen nachgedacht werden. Im Vortrag werden zunächst überblicksartig theoretische und praktische Prämissen und Entwicklung genderbezogener Pädagogik nachgezeichnet. Anschließend werden diese mit Hilfe von Ergebnissen einer Evaluationsstudie zu einem Jugendbildungsprojekt zur Ausbildung von sogenannten Genderbeauftragten reflektiert.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
20.12.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Froebus
Katarina Froebus

 

 

Queere Bildung?! -- Postmoderne Perspektiven auf Bildung und Geschlecht - Welche Denkmöglichkeiten für eine Bildungstheorie des nicht mehr souveränen Subjekts eröffnen sich durch queere Einsprüche?

 

Mit der Krise des Subjekts wird das Ziel der Identität mit sich selbst in Frage gestellt und Bildungstheorie öffnet sich für das Denken der Differenz. Zudem wird aus einer postmodernen Perspektive deutlich, dass Bildung sich an ein implizit männliches Subjekt richtet, das sich durch den Ausschluss des "Anderen" konstituiert. Die Kritik an der scheinbar natürlichen Kategorie Geschlecht zeigt, wie Bildung an der Reproduktion gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse teilhat. Diesen Problematiken soll im Vortrag anhand der Krise des Subjekts und der dekonstruktiven Kritik der Begriffe Geschlecht und Bildung nachgegangen werden.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
13.12.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Zitzelsberger
Dr. Olga Zitzelsberger


(Studium Sozialwesen, Soziologie, Pädagogik und VWL)

 

 

Selbstorganisation von Migrantinnen - über Selbstverortungen und gesellschaftliche Handlungsbedingungen

 

Gesellschaftliche Individualisierungsprozesse nehmen für viele rasant zu, Menschen leben in vielfältigen Milieus, die Heterogenität der Menschen im Hinblick auf Geschlechter- und Zugehörigkeitsverhältnisse steigt. Diese sind das Resultat gesellschaftlicher Definitions- und Abgrenzungsprozesse und beinhalten Prozesse der Fremd- und Selbstwahrnehmung. Geschlechter- und Zugehörigkeitsverhältnisse sind nicht »naturgegeben«, sondern bilden sich in den historisch gegebenen Verhältnissen heraus. Migration und Mehr fachzugehörigkeiten sind längst Normalität. Zu dieser Entwicklung haben Migrantinnen wesentlich beigetragen, individuell und mit ihren Organisationen.

Im Beitrag wird der wissenschaftliche Diskurs zur Interpretation von Selbstorganisationen (MSOs) nachgezeichnet und im Anschluss eine veränderte Sicht auf den Aspekt der Selbsthilfe und den Ansatz des Sozialen Kapitals nach Bourdieu fokussiert. Eine Zuspitzung erfährt die Darstellung durch die Konzentration auf Frauen-MSOs sowie deren gesellschaftlichen Selbstverortungen. Die Entstehung von Frauen-Selbstorganisationen wird dabei als paradoxe Intervention begriffen. Inwieweit können in diesen Zusammenhängen -- emanzipatorisch gewendet - bisherige Geschlechterordnungen durchbrochen oder -- destruktiv gewendet -- verfestigt werden.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
27.06.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Messerschmidt

Astrid Messerschmidt
(Pädagogin)
Kurzbiografie

 

Migrationsgesellschaftliche und geschlechterreflektierende Perspektiven auf Erinnerungsbildung zwischen Differenz und Ungleichheit

 

Vier Generationen nach dem Holocaust haben sich vielfältige Geschichtsbeziehungen in den pluralen Gesellschaften von Deutschland und Europa ergeben. Wie lässt sich die Bildungsarbeit zur Erinnerung und Aufarbeitung der NS-Geschichte darauf ein und unter welchen Voraussetzungen können multiperspektivische Ansätze zu einer differenzierenden Wahrnehmung beitragen? Der Vortrag stellt Zugänge zur Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen in migrationsgesellschaftlichen Verhältnissen vor und diskutiert geschlechterreflektierende Ansätze in der Gedenkstättenarbeit. Wie kann der Raum für Differenzen offen gehalten werden, ohne Ungleichheiten zu reproduzieren?

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
30.05.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

 

Claussen

Detlev Claussen
(Sozialwissenschaftler)

Institut für Soziologie und Sozialpsychologie Hannover

 

Neuer Antisemitismus, Artefakt Holocaust und massenmediale Konjunkturen

 

Ob der Antisemitismus anwächst, ist ungewiß; aber sicher wird weltweit über Antisemitismus, Holocaust und Auschwitz mehr geredet als je zuvor. Der Antisemitismus ist widerlich. Ihn zu erkennen, bedarf es keines großen intellektuellen Aufwands. Dennoch wächst die wissenschaftliche Literatur über den Antisemitismus unaufhaltsam an. Selten findet man bei eingehender Lektüre etwas Neues; aber immer „neue Ansätze“, Paradigmen etc. Das hat weniger mit den Veränderungen des Antisemitismus selbst zu tun als mit dem Zyklus akademischer Konjunkturen. Die massenmediale Kultur hat inzwischen Auschwitz assimiliert. Das zu begreifende Unbegreifliche ist in eine triviale Banalität verwandelt worden, aus der die Menschheit Lehren ziehen soll, deren Unverbindlichkeit sich kaum verheimlichen läßt. Die publikumswirksamen Produkte der Massenkultur erzeugen post crimen einen Sinn, der durch Auschwitz gerade dementiert worden ist.

Detlev Claussen, geboren 1948 in Hamburg, studierte Philosophie, Soziologie, Politik und Literaturwissenschaft in Frankfurt am Main; Habilitation 1965. Er lehrt Soziologie an der Universität Hannover.

Veröffentlichungen u.a.: »List der Gewalt. Soziale Revolutionen und ihre Theorien« (1982); »Mit steinernem Herzen. Politische Essays« (1989); »Unterm Konformitätszwang. Zum Verhältnis von Kritischer Theorie und Psychoanalyse« (1988); »Von Judenhass zum Antisemitismus. Materialien zu einer verleugneten Geschichte« (1988); »Aspekte der Alltagsreligion« (2000) sowie »Theodor W. Adorno. Ein letztes Genie« (2003).

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
16.05.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Noback
Bertram Noback
(Lehrer und Lehrbeauftragter am IBW)

 

Der Umgang mit der NS-Zeit heute - haben wir Auschwitz überwunden?

 

Für die deutsche Gesellschaft zählte „Auschwitz“ zu den „Gründungsmythen“, was sich nicht zuletzt in Adornos berühmt gewordenen Ausführungen „Erziehung nach Auschwitz“ äußerte. Doch wie ist dies heute? Haben die zeitliche Distanz und die sich wandelnde deutsche Gesellschaft (z.B. Migrationsgesellschaft, Globalisierung) zur Folge, dass „Auschwitz“ „überwunden“ ist? Diese Problematik soll in dem Beitrag am Beispiel schulischen Umgangs mit der NS-Vergangenheit erörtert werden, wobei insbesondere auf die den Diskurs prägende Positionen und mögliche Konzepte aus der pädagogischen Praxis eingegangen wird.

Bertram Noback ist Lehrbeauftragter am Institut für Bildungswissenschaft mit den Forschungsschwerpunkten Holocausteducation, Erinnerungskultur, Geschichtsdidaktik, Geschichte der Pädagogik, Demokratiepädagogik und Medienpädagogik. Er promoviert über den schulischen Umgang mit der NS-Zeit.

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
02.05.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Brenneisen
Marco Brenneisen
(Sozialwissenschaftler)

 

Der gesellschaftliche Umgang mit der NS-Vergangenheit seit 1945 in Deutschland 

 

Ob von der »Erinnerungslast zur Erinnerungslust« (Reichel), von »Geschichtsvergessenheit zu Geschichtsversessenheit« (Assmann/Frevert) oder von der »Vergangenheitsbewältigung zur Erinnerungskultur« (H. Schmid): Dass die Rezeption des Nationalsozialismus seit dem 8. Mai 1945 von Brüchen und Wandlungen gekennzeichnet ist und sich heute in Form einer »lebendigen Gedenkkultur« niederschlägt, gilt gemeinhin als Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik.

Doch wie vollzogen und äußerten sich diese Wandlungen? Welche gesellschaftlichen AkteurInnen trieben diese Prozesse mit welchen Intentionen voran? Inwieweit findet sich die Haltung der Mehrheitsbevölkerung in den meist von wissenschaftlichen, politischen und journalistischen Eliten geführten Diskursen wieder? Und letztlich: Bedeutet »Erinnern« heute tatsächlich eine reflexive Beschäftigung mit der Geschichte oder steht die gegenwärtige Memorialkultur, wie Volkhard Knigge kritisiert, eher für ein „Identität und Gemeinschaft stiftendes Erzählen von Vergangenheit“? Der Vortrag behandelt die Phasen der öffentlichen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit vom Kriegsende bis zur Gegenwart mit besonderem Schwerpunkt auf den Prozessen der Errichtung von Erinnerungszeichen bzw. Gedenkanlagen an Orten der nationalsozialistischen Verbrechen in Deutschland und beleuchtet kritisch die Grenzen des Erinnerungsdiskurses.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
25.01.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Astrid Riehl-Emde
Astrid Riehl-Emde
(Psychologische Psychotherapeutin)

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Lebendige Beziehungen - ein leben lang?
Partnerschaft und Sexualität im Alter

 

Durch die gestiegene Lebenserwartung haben mehr ältere und alte Menschen die Chance, als Paar hoch betagt zu werden. Dabei handelt es sich um ein Phänomen, für das es kaum Vorbilder gibt. Deswegen entstehen Phantasien über das alternde Paar, in denen sich bevorzugt die Furcht- oder die Wunschseite zeigt: Einerseits die Furcht, als alterndes Paar in Lieblosigkeit, Öde und Sprachlosigkeit zu verfallen, krank oder in einer Streit-Beziehung gefangen zu sein. Andererseits der Wunsch nach einem ruhigen, kontemplativen Altern in einer lebendigen, liebevollen Beziehung, die ein gewisses erotisches Potential behält und auch im Altern neue Erfahrungen ermöglicht.

Wie können Langzeitbeziehungen lebendig bleiben? Wie können insbesondere Sexualität und Erotik am Leben erhalten werden? Im Vortrag geht es um die Sexualität im Alter, insbesondere um den Mut, eigene Wünsche und Abneigungen zu zeigen und es auszuhalten, dass das Gegenüber darauf möglicherweise nicht wie gewünscht reagiert. Ohne diesen Mut schläft die Sexualität häufig ein. Darüber hinaus werden weitere Anliegen älterer Paare an eine Paartherapie dargestellt einschließlich eines Fallbeispiels zum konstruktiven Umgang mit den Zumutungen des Alters.

Persönliche Webseite

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
12.01.2012

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Michael Bolk
Michael Bolk
(Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg)

Homepage

 

Zukunftsmarkt Alter

 

In den Mitgliedsstaaten der OECD ist die Gruppe der über 65-Jährigen heute die kapital- und finanzstärkste. Zudem wächst keine andere Bevölkerungsgruppe so rasant wie diese. Für viele Regierungen ist die Gestaltung des fortgeschrittenen Lebensalters zu einer zentralen politischen Herausforderung geworden. Dabei gilt eine verbesserte Partizipation der Menschen jenseits des Renteneintrittsalters als Bedingung für eine zukunftsfähige Gesellschaft.

Der Vortrag diskutiert, ob unsere Gesellschaft auf den Kulturwandel, der mit dem demographischen Wandel einhergeht, angemessen vorbereitet ist. Werden Ältere und deren Angehörige durch öffentliche und private Angebote in der Bildung und anderen Bereichen angemessen unterstützt? Welche Konzepte des Alter(n)s liegen diesen Angeboten gegenwärtig zugrunde?

 

 

 
         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
21.12.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Bettina Recktor
Bettina Recktor
(Wissenschafts-
journalistin und Dozentin für Gerontopsychiatrie, Berlin)

 

Menschen mit Demenz: Gesellschaftliche Teilhabe statt Ausgrenzung

 

In Deutschland leben heute etwa 1,3 Millionen Menschen mit einer Demenz. All diese Menschen haben eine Lebensgeschichte. Sie haben Gefühle, Bedürfnisse und Fähigkeiten, und zwar auch dann, wenn die Demenz weit fortgeschritten ist. Wie wir alle brauchen sie Anerkennung, menschliche Bindung und gesellschaftliches Einbezogensein. Vor allem aber brauchen sie die Gewissheit, so akzeptiert zu werden, wie sie sind.

Die große Herausforderung, von der mit Blick auf eine zunehmend steigende Zahl von Menschen mit Demenz gesprochen wird, liegt daher hauptsächlich in einem radikalen Umdenken, das heißt in der Hinterfragung und Abkehr von einem Menschenbild, das sich dem Geistes- und Verstandesprinzip verpflichtet fühlt. Demenz darf nicht länger zur Stigmatisierung großer Bevölkerungsgruppen führen, sondern muss als eine von vielen Möglichkeiten des Alterns begriffen werden.

Der Vortrag wird sich mit der Frage beschäftigen, welcher Perspektivenwechsel notwendig ist, um Personen mit Demenz gesellschaftliche Einbindung zu ermöglichen, und was wir als Einzelne tun können, um Menschen mit Demenz zu unterstützen.

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Do.
10.11.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Bettina Recktor
Angelika Trilling
(Referat für Altenhilfe, Sozialamt der Stadt Kassel)

 

Bildung und Teilhabe - auch bei 60 Plus?

 

§ 71 des Sozialgesetzbuchs XII bietet die rechtliche Basis für die Kommunen, „Altenhilfe“ zu betreiben. Ziel der daraus zu begründenden Maßnahmen soll sein, „Schwierigkeiten, die durch das Alter entstehen, zu verhüten, zu überwinden oder zu mildern und alten Menschen die Möglichkeit zu erhalten, am Leben in der Gemeinschaft teilzunehmen“. Anknüpfend an diese Formulierung soll den Fragen nachgegangen werden, wie „Altenhilfe“ als kommunaler Bildungsauftrag verstanden werden kann und auf welche Weise dieser heute angesichts völlig veränderter Altersbilder und Lebensrealitäten zu füllen ist. Sowohl der Bildungsbegriff wie auch die möglichen „Zielgruppen“ kommunal verantworteter Altenhilfe sollen dabei dargestellt werden. Im Exkurs wird Beratung als Lernangebot durch das städtische Beratungsangebot der „Beratungsstelle ÄLTER WERDEN“ erläutert.

 

 
 
         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
13.07.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Dr. Nicole Becker
Dr. Nicole Becker
(Universität Tübingen)

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Technologien, Bilder, Reduktionen -
Erziehungswissenschaftliche Reflexionen über den Reiz neurowissenschaftlicher Offerten

Die verstärkte Rezeption neurowissenschaftlichen Wissens ist kein Spezifikum der Erziehungswissenschaft. Auch in anderen Sozial- und Geisteswissenschaften lässt sich eine zunehmende Bereitschaft beobachten, sich mit Erkenntnissen aus den Bereichen der kognitiven Neurowissenschaften und der Neurobiologie auseinanderzusetzen. Dennoch scheinen sich Teile der Erziehungswissenschaft in besonderem Maße für die Erkenntnisse dieser Fächer zu interessieren. Neben grundsätzlichen disziplinpolitischen Erwägungen dürften dabei vor allem einige markante Merkmale neurowissenschaftlicher Forschungsmethoden und Argumentationen ausschlaggebend sein.

Die Neurowissenschaften warten mit neuen Technologien auf, die in zweifacher Hinsicht Projektionspotential beinhalten. Da ist zum einen der Wunsch nach empirisch zuverlässigen Forschungsmethoden; man ist fasziniert von den aufwändigen Verfahren zur Messung neuronaler Aktivität und würde diese auch gern zur Untersuchung der eigenen Fragen heranziehen. Hier geht es also um den Import einer Forschungs-Technologie. Zum anderen will man aus den Erkenntnissen selbst Technologien ableiten. Die Erkenntnisse der sogenannten „neurowissenschaftlichen Lernforschung“ werden entweder mit dem Ziel der empirischen Validierung alter Erziehungstechnologien oder mit der Absicht zur Entwicklung neuer Ansätze („Neurodidaktik“) importiert.

Populär ist dieser Rückgriff auf die Forschungsmethoden der Neurowissenschaften nicht zuletzt deshalb, weil sie etwas hervorbringen, das erziehungswissenschaftliche Forschung nicht vermag: PET und fMRT - die sogenannten „bildgebenden Verfahren“ - liefern Einblicke in das prozessierende Gehirn. Diese Bilder scheinen einen besonderen Reiz auszuüben, suggerieren sie doch, Aufnahmen eines denkenden, lernenden Gehirns darzustellen und Prozesse, die sich bislang (wenn überhaupt) nur über Resultate messen ließen, in Echtzeit anschaulich zu machen. Die Bilder der Hirnforscher, so scheint es, sind Evidenz per se; aus Korrelationen werden Erklärungen.

Die zwangsläufig reduktionistische Vorgehensweise der Neurowissenschaften wird in der erziehungswissenschaftlichen Rezeption eher selten als Problem thematisiert. Beispielsweise werden experimentelle Forschungen trotz der strikten Bindung an Laborbedingungen und anderer Limitationen als notwendige und angemessene Vereinfachung betrachtet - ihre Ergebnisse dann allerdings generalisiert. Eine andere Variante des Reduktionismus taucht in der erziehungswissenschaftlichen Diskussion dort auf, wo Gehirne von Kindern zu Adressaten von Erziehung werden oder Unterricht nach der Funktionsweise des Gehirns konzipiert werden soll.

Der Beitrag beschreibt und reflektiert die bisherigen Muster der Rezeption neurowissenschaftlichen Wissens und stellt - mit Verweis auf Möglichkeiten und Grenzen neurowissenschaftlicher Forschungsmethoden - Überlegungen zu den o.g. Aspekten vor.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
29.06.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Prof. Dr. Hans J. Markowitsch
Prof. Dr.
Hans J. Markowitsch
(Universität Bielefeld)

Homepage

 

Erkenntnisse der Neurowissenschaften zum Verständnis
kognitiver und psychosozialer Vorgänge in Kindheit und Jugend

Lernvorgänge im weitesten Sinne - und damit auch im psychosozialen Umfeld - bestimmen Kindheit und Jugend. Während aber noch vor einer Generation z. B. das kindliche Freizeitumfeld vorwiegend in naturnahen Außenräumen lag, findet sich gegenwärtig eine Verlagerung nach innen und hin zu vermehrtem Umgang mit „Ersatzgehirnen“ wie Computer und Handy. Dies führt zu einer Änderung von Lern- und Behaltensstrategien, die im Extremfall schon mit der Diagnose „digitale Demenz“ belegt wurde. Gleichzeitig scheint im Vergleich zu früheren Zeiten häufig eine erhöhte Stressbelastung das kindliche Leben zu bestimmen. Die Auswirkungen veränderter Lebensstile und Gewohnheiten auf die Verankerung von Lerninhalten im Gehirn sollen beschrieben und analysiert werden, wobei aber auch grundsätzlich auf die Entwicklung und Ausformung von Gedächtnis eingegangen werden soll. Abhängigkeiten zwischen Lernstrategien („Lerntypen“), geschlechtsspezifischen Ausprägungen und neuronaler Verarbeitung sollen ebenso beleuchtet werden wie die Bedeutung körperlicher Aktivität für eine Optimierung der Informationsverarbeitung.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
25.05.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Prof. Dr. Ulrich Herrmann
Prof. Dr.
Ulrich Herrmann
(Universität Tübingen)

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Gehirngerechtes Lehren und Lernen -
Was die Hirnforschung von der Pädagogik lernen muss

Die universitäre Erziehungswissenschaft reagiert auf neurowissenschaftliche Empfehlungen für gehirngerechtes Lehren und Lernen mit Skepsis, wenn nicht Abwehr. Vermutlich handelt es sich um Befürchtungen, fachliche Kompetenzen abgesprochen zu bekommen. Neurowissenschaftler finden die pädagogischen Konsequenzen aus ihren Befunden in der Regel als zu allgemein, wenn nicht trivial. Das wiederum können Pädagogen gern den Hirnforschern attestieren, wenn diese sich zu Lehr-Lern-Fragen äußern. Was nun? Zum einen müssen Erziehungswissenschaftler und Pädagogen einige neuere Befunde über Gehirnprozesse zur Kenntnis nehmen, die Lernprozesse begünstigen oder beeinträchtigen können. Und zum andern müssen Neurowissenschaftler sich fragen lassen, was sie mit ihren biochemischen bzw. -elektrischen Untersuchungsverfahren überhaupt zur Aufklärung von Lernprozessen beitragen können, und dass sie zwar Gehirnaktivitäten und -funktionen ermitteln, die sie aber nicht pädagogisch-fachlich induziert haben. Was ermitteln sie eigentlich? Jedenfalls keine auf Lernprozessen beruhenden Verstehensprozesse. Aber ohne diese Lernprozesse gibt es keine Verstehensprozesse. Für erfolgreiches Lernen sind Neurowissenschaft und Pädagogik daher auf wechselseitige Unterstützung angewiesen.
Abschließend ist die Frage wichtig, was vom „natürlichen“ Lernen auf unterrichtlich arrangiertes übertragen werden sollte.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi.
20.04.2011

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Prof. Dr. Manfred Spitzer
Prof. Dr.
Manfred Spitzer
(Universitätsklinikum
Ulm)

Homepage

 

Medizin für die Bildung

Lernprozesse gehen neurobiologisch mit Veränderungen der Verbindungen zwischen Nervenzellen einher: Unsere Erfahrungen ändern unser Gehirn! Dies geschieht prinzipiell immer, zuweilen jedoch rascher als sonst. Hierbei spielen das Lebensalter und die Emotionen des Lerners eine besondere Rolle, die erst in den letzten Jahren zumindest teilweise aufgeklärt werden konnte. Was daraus für das Lernen in Kindergarten, Schule, Universität und im Beruf folgt, wird ebenso diskutiert wie die Zusammenhänge zwischen Angst und Lernen sowie zwischen Freude und Lernen. Hierbei zeigt sich insbesondere, dass Freude und Lernen systematisch ganz eng gekoppelt sind. Dies bedeutet für die Praxis keineswegs „Spaßpädagogik“, sondern vielmehr eine Chance für uns alle, langfristig immer wieder Glückserlebnisse zu haben.

CV: Studium der Medizin, Psychologie und Philosophie in Freiburg. Promotion in Medizin und Philosophie, Diplom im Fach Psychologie. 1983-1988 Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie. 1989 Habilitation für das Fach Psychiatrie an der Universität Freiburg mit der Arbeit „Untersuchungen zum Wahnproblem. Ein Beitrag zur allgemeinen und klinischen Psychopathologie“. 1990-1997 Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg, seit 1997 Ärztlicher Direktor der neu gegründeten Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm. Forschungsschwerpunkte: psychiatrische und psychologische Fragen unter Berücksichtigung neurowissenschaftlicher Konzepte und Methoden. Insbesondere arbeitet Prof. Spitzer an der Kombination funktionell bildgebender Verfahren (multimodales Neuroimaging) zur genauen räumlichen und zeitlichen Lokalisation höherer geistiger Leistungen und deren pathologischer Veränderungen.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Di. 18.01.2011

18.15
bis
19.45 Uhr

 
 
Prof. Dr. Barbara Asbrand
Prof. Dr.
Barbara Asbrand
(Univ. Frankfurt a. M.)

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Kompetenzerwerb und Kompetenzorientierung im globalen Lernen

Zwar hat der Kompetenzbegriff in der Erziehungswissenschaft eine längere Tradition, etwa mit der Beschreibung emanzipatorischer Bildung als Erwerb von Sach-, Sozial- und Selbstkompetenz durch Heinrich Roth (1971), doch erst mit der Teilnahme deutscher Schülerinnen und Schüler an internationalen Schulleistungsvergleichsstudien erfährt der Begriff eine Konjunktur im deutschsprachigen Diskurs, spätestens seit der nachfolgenden Einführung von Bildungsstandards durch die KMK wird „Kompetenz“ zum zentralen Paradigma von schulischer Bildung und Bildungsforschung.

Auch im Feld Globalen Lernens bzw. im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung spielt der Kompetenzbegriff eine zunehmend wichtige Rolle. In didaktischen Konzepten für den Arbeitsbereich wird der Erwerb von Kompetenzen für die Teilhabe und Orientierung in der Weltgesellschaft als Ziel der Bildungsbemühungen formuliert. 2007 haben das BMZ und die KMK mit dem Orientierungsrahmen „Globale Entwicklung“ ein Papier verabschiedet, das den Lernbereich in der Schule stärken und besser verankern soll, und damit ein umfassendes Kompetenzmodell für den Lernbereich Globale Entwicklung vorgelegt. Gleichwohl ist diese Kompetenzbeschreibung bislang normativ bestimmt und nicht empirisch oder theoretisch fundiert.

In dem Vortrag werden zunächst Ergebnisse aus einem abgeschlossenen Forschungsprojekt vorgestellt, in dem Wissen und Handlungskompetenz von Jugendlichen im Hinblick auf globale Fragen und Probleme qualitativ-empirisch untersucht wurden. Anschließend werden die Potenziale dieser qualitativ-rekonstruktiv ausgerichteten Kompetenzforschung ausgelotet und auf den aktuellen Diskurs um Kompetenzorientierung im Bereich Globalen Lernens bezogen.
         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 08.12.2010

wetter-
bedingt
ausgefallen

 
 
Dr. Johannes Bohnen
Dr. Johannes Bohnen
(Bohnen Kallmorgen & Partner, Public Affairs, Berlin)

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Der politisierte Bürger - die Bedeutung der Medien für die politische Bildung

Der Vortrag diskutiert die Bedeutung der Medien für die politische Bildung unter besonderer Betrachtung der Vorteile des Internets bzw. des Web 2.0 für die politische
Partizipation.
Die politische Bildung zielt darauf ab, systematisch Kenntnisse über das politische System zu vermitteln und Toleranz und Kritikfähigkeit zu stärken, um die Bürger zu autonomen und mündigen Staatsbürgern zu erziehen. Kurz gefasst gilt es, Demokratie zu erlernen und Partizipation zu steigern.
Den Medien kommt in diesem Bildungsprozess eine zentrale Rolle zu. Demokratie lebt von dem öffentlichen Diskurs. Damit überhaupt eine Konkurrenz unterschiedlicher Standpunkte und eine kontinuierliche Meinungsbildung entstehen können, ist Öffentlichkeit notwendig. Die Medien bilden den Diskurs ab und garantieren den Zugang zu Informationen. Somit initiieren sie den Prozess der Meinungs- und Willensbildung der Bürger und legen den Grundstein für eine politische Partizipation. Genau unter diesem Ansatz agieren zwei von dem Vortragenden gegründete Initiativen: www.atlantic-community.org, das Herzstück der gemeinnützigen Atlantischen Initiative e.V. und der neu gegründete Verein Respublica e.V.

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mo. 22.11.2010

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. em. Dr.
Volker Lenhart
(Universität Heidelberg)

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Die Pädagogik der Internationalen Organisationen

Die Pädagogik der Internationalen Organisationen ist ein Teilgebiet der Vergleichenden Erziehungswissenschaft/Bildungswissenschaft. Internationale Regierungsorganisationen wie UNO, UNESCO, OECD u.a. sowie internationale Nichtregierungsorganisationen wie die internationale Lehrkräftegewerkschaft EI werden hinsichtlich ihrer erziehungs-/bildungsbezogenen Aktivitäten vorgestellt. Der Bezug der Erziehungswissenschaft auf sie ist ein doppelter, je nachdem, ob sie als Einrichtungen im politischen oder im wissenschaftlichen Handlungsfeld gesehen werden. Von internationalen Organisationen zu unterscheiden sind internationale Regimes, die es auch im Bildungsbereich gibt. Der Regimebegriff hat dabei nicht die alltagssprachlichen negativen Konnotationen. Auch auf die bildungsbezogenen Regimes, etwa die Education for All - Anstrengungen, wird eingegangen.

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 10.11.2010

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Barbara Friebertshäuser
Prof. Dr.
Ludwig A. Pongratz
(TU Darmstadt)

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Kontrolliert autonom.
Kritische Anmerkungen zur Bildungsreform

Folgt man der neoliberalen Lagebeschreibung, so stehen heutige Industriegesellschaften vor einer grundlegenden Wahl: zwischen Stagnation und Neuaufbruch, zwischen Versorgungsmentalität und Leistungsanspruch, zwischen sozialer Hängematte und individueller Risikobereitschaft, kurz: zwischen wohlfahrtsstaatlichen Fesseln und entfesselter Freiheit.
Diese gängige Freiheits-Rhetorik bezieht ihre Inspiration aus den Zielvorgaben und Sprachregelungen globaler Institutionen (wie OECD, WTO, Weltbank oder IWF). Deren globale politische Agenda lässt sich in wenigen zentralen Kernforderungen zusammenfassen: Durchsetzung privatwirtschaftlicher Steuerungsprinzipien im öffentlichen Sektor, betriebswirtschaftliche Umgestaltung von Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen, Einführung von Markt- und Managementelementen auf allen Prozessebenen einschließlich Zertifizierung, zentralisierter Leistungskontrolle, Credit-Point-System, Total-Quality-Management und fortlaufenden (nationalen oder internationalen) Vergleichstests.
Wer in diese Agenda einwilligt, unterwirft sich – und das gehört zur ‚dunklen Seite’ der Reform – zugleich einem subtilen Netz neuartiger Kontrollprozeduren. Sie tragen dazu bei, dass sich die globalen ‚Reformstrategien’ (mit Hilfe eines Arsenals von ,Reforminstrumenten’) bis in die kleinste pädagogische Alltagsszene durchsetzen können.
Der Vortrag diskutiert die pädagogischen Konsequenzen der heraufziehenden ,Kontrollgesellschaft’ und untersucht ihre Wirkungen u. a. im Feld der Schule.
         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 09.12.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Alfred Schäfer
Prof. Dr. Alfred Schäfer
(Universität Halle)

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Pädagogik und/als Kulturwissenschaft

Die Bezeichnung „Kulturwissenschaft“ steht weniger für einen bestimmten Gegenstandsbereich, sondern für eine spezifische Zugangsweise. Diese stellt nicht zuletzt zentrale Konzepte subjektiver und sozialer Selbstvergewisserung in Frage. Gegenüber einem eher definitorisch-begrifflichen Zugang rückt nun die Umstrittenheit, die Auseinandersetzung um die Bedeutung von Konzepten (wie Subjekt, Gesellschaft, Bildung, aber auch Erziehung) in den Vordergrund. Die damit verbundene Problematisierung scheinbar selbstverständlicher Konzepte stellt dabei für die Pädagogik sowohl auf theoretischer wie methodischer Ebene eine Herausforderung dar. Der Vortrag möchte diese Herausforderung deutlich machen und gleichzeitig mögliche Umgangsformen mit diesen irritierenden Perspektiven diskutieren.

 

 

 

         
Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 20.01.2010

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Barbara Friebertshäuser
Prof. Dr. Barbara Friebertshäuser
(Universität Frankfurt)

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Jugendkultur als Chance oder Risiko?
Kulturanalytische und erziehungswissenschaftliche Perspektiven

In der Jugendphase gewinnt der kulturelle Sektor offenbar enorm an Bedeutung, um Zugehörigkeit zur Gleichaltrigenkultur zu markieren und sich neu zu inszenieren. Die Teilnahme an jugendkulturellen Aktivitäten kann jedoch in Konkurrenz zu schulischen oder gesellschaftlichen Anforderungen geraten und (biographische) Risiken statt Chancen produzieren. In welcher Weise können kulturanalytische Zugänge zu einem tieferen Verstehen dieser Zusammenhänge beitragen und erziehungswissenschaftliche Perspektiven bereichern?
Anhand ethnographischer Collagen präsentiert der Vortrag Dokumente aus dem Alltag von Hauptschülern und -schülerinnen und fragt nach den darin verborgenen Mustern und Problemlagen.

 

 

 

         
  Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 18.11.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Micha Brumlik
Prof. Dr.
Micha Brumlik
(Universität Frankfurt)

Homepage

 

Pädagogik und Kulturwissenschaft

Ist es nur ein Tribut an modische Strömungen, wenn die Erziehungswissenschaft neuerdings als „Kulturwissenschaft“ betrieben werden soll? „Kulturwissenschaftlich“ gehen Geistes- und Sozialwissenschaften dann vor, wenn sie sich ihren Gegenständen – von Handlungen über Personen zu Institutionen – als Ausdrucksformen gesellschaftlicher Verhältnisse zuwenden und dabei disziplinäre Grenzen nicht scheuen. Erziehungswissenschaft, Pädagogik wurde und wird als normative Prinzipienwissenschaft, als kausal interessierte Sozialwissenschaft, die Sozialisationsverläufe erklärt, sowie als empirische Bildungswissenschaft, die Lernerfolge und deren Hindernisse beschreibt und identifiziert, betrieben. Die kulturwissenschaftliche Perspektive sieht Sozialisation als „Initiation in eine Kultur“ und versteht unter „Kultur“ ein stets auch von Herrschaft und Einschränkungen geprägtes Symbolsystem.
 

 

 Vortragspräsentation als PDF-Download

 

         
  Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 28.10.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 
Eva Borst
Dr. Eva Borst
(Universität Mainz)

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Erziehung wozu – Bildung wohin? Kritische Anmerkungen zum fragwürdig Werden pädagogischer Kategorien

Der Streit um die Deutungshoheit der pädagogischen Kategorien „Erziehung“ und „Bildung“ ist voll entbrannt. Das hat nicht zuletzt mit der radikalen Umstrukturierung unserer Gesellschaft in ein neoliberales System zu tun. Die Fragen, ob Kinder überhaupt noch erzogen werden sollen und ob der klassische Bildungsbegriff noch Gültigkeit beanspruchen kann, polarisieren nicht nur diejenigen Wissenschaftler/innen, die sich per definitionem mit diesen Problemen beschäftigen. Auch Vertreter/innen der Politik und der Wirtschaft versuchen nachdrücklich, ihren Einfluss geltend zu machen und einen hegemonialen Diskurs über die Begriffe „Erziehung“ und „Bildung“ durchzusetzen. Dabei ist es nicht unerheblich, dass beide Begriffe durch „Lernen“ ersetzt werden sollen. Angesichts dieser Situation ist es notwendig und sinnvoll, sich alle drei Begriffe genauer anzuschauen und sie sowohl historisch wie auch systematisch zu differenzieren.

         
  Datum
    Referent/in     Thema
Mi. 03.06.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Dr. Peter Alheit
(Universität Göttingen)

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Die symbolische Macht des Wissens. Exklusionsmechanismen des universitären Habitus

Natürlich ist die Rede vom universitären Habitus polemisch. Es gibt nicht den Habitus. Wir wissen, dass verschiedene Fachkulturen ihre eigenen habituellen Marotten entwickeln: die Mediziner, die Juristen, die Ökonomen, gewiss auch die Theologen. Der angekündigte Vortrag knüpft freilich an die Pauschalerfahrung einer Studierendengruppe an, die in der Forschung vernachlässigt wird: jene Studierenden, die international als Non-traditionals be-zeichnet werden - Menschen, die auf zweiten oder dritten Bildungswegen zur Universität gekommen sind und diese Einrichtung spontan als fremd, realitätsfern und anmaßend erfahren.

Deutsche Universitäten, das ist das Ergebnis einer international vergleichenden Studie, die der Vortrag vorstellen wird, sind von einer Aura der Exklusivität umgeben - unabhängig davon, was man studiert. Leute, die aus nicht-akademischen Milieus an die Universität kommen, beschleichen Minderwertigkeitsgefühle, wenn sie in Seminaren sitzen. Sie kommen sich dumm vor, zu alt, unflexibel, nicht dazu gehörig.

Es scheint tatsächlich ein universitärer Habitus zu sein, eine symbolische Macht des Wissens, die das merkwürdige Exzellenzgehabe deutscher Universitäten umgibt. Und das unterscheidet sie von dänischen, schwedischen oder finnischen Universitäten, ganz besonders auch von Hochschulen in Großbritannien.

 Vortragspräsentation als PDF-Download

         
  Datum
    Referent/in     Thema
Mo. 24.06.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Horst Friedrich Rolly
(Theolog. Hochschule Friedensau)

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Bildung und Soziale Ungleichheit in Indien

Die immer wieder in landesspezifischen Kontexten gestellte Frage, ob Bildung bestehende Ungleichheiten festigt oder zur Egalisierung bzw. zur sozialen und wirtschaftlichen Aufwärtsmobilität niedriger Einkommensgruppierungen beiträgt, ist auf Indien bezogen nicht einfach zu beantworten. Zwar hat die Politik der Reservierung von 50% der Plätze im öffentlichen und staatlich subventionierten privaten Bildungswesen die Chancen auf Bildung und korrespondierende qualifizierte Beschäftigung für die Zielgruppen der Scheduled Castes and Tribes and Other Backward Classes wesentlich erhöht, doch verhindern die einseitige Nutzung dieser Maßnahme, regionale Disparitäten und die Schwerkraft obsoleter Traditionen eine nachhaltige Demokratisierung des Bildungswesens und des Arbeitsmarktes in der indischen Leistungsgesellschaft. Dieser Vortrag wird besonders die soziale Ungleichheit im ländlichen Indien thematisieren und die Ergebnisse eigener empirischer Forschungen zur Verbesserung der schulischen Situation arbeitender und um Teil in Schuldknechtschaft verpfändeter Kinder darstellen.

 
   
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 13.05.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Christian Reutlinger
(IFSA Rohrschach)

Homepage

 

Bildungsorte, -räume und -landschaften im Spiegel von Ungleichheit

Bildung ist räumlich geworden! Oder etwas moderater formuliert, haben räumliche Begriffe und Konzepte Einzug in den Bildungsdiskurs genommen und werden seit Mitte der 1990er Jahren als innovativ propagiert: Als Antwort auf die allgemein diskutierte Krise des formellen Bildungssystems (Stichwort PISA) wird beispielsweise mit räumlichen Modellen der lokalen Bildungslandschaften reagiert, die alle BildungsakteurInnen in Stadtteilen miteinander vernetzten soll. Unter dem Fokus von Ungleichheit werden im Referat die Problematiken eines nicht reflektierten Umgangs mit räumlichen Begriffen und Modellen am Beispiel des (steuerungs)politisch-programmatischen Konzepts lokaler, kommunaler oder regionaler Bildungslandschaften aus raumtheoretischer Perspektive diskutiert. Insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche gilt es ermöglichende Perspektiv auf informelle Bildungsräume zu skizzieren. Indem sie sich ihre Welt aneignen und gestalten scheinen sie ihren Alltag zunehmend mit Formen zu bewältigen (Bewältigungskarten), die mit den bisherigen pädagogischen Raumkonzepten verdeckt oder unsichtbar bleiben.

         
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 22.04.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Christian Palentien
(Universität Bremen)

Homepage

 

Armut und Bildung

Neuere Studien der Armutsforschung zeigen, dass der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Deutschland in Armut leben, kontinuierlich ansteigt. Darüber hinaus sind immer mehr Familien der Mittelschicht und alleinerziehende Frauen von Armut bedroht. Im Mittelpunkt des Vortrags steht diese starke Zunahme des Anteils der von Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen in der Bevölkerung. Nach einem kurzen Überblick über die Situation der Verbreitung von Armut wird gefragt, wie sich Armut von Kindern und Jugendlichen in den Bereichen der schulischen Bildung auswirkt und welche Rolle der Schule heute bei ihrer Verfestigung zukommt. Dargestellt wird, dass es trotz zahlreicher bildungspolitischer und pädagogischer Bestrebungen bisher nicht gelungen ist, einen Kreislauf, der zur Folge hat, dass die Chancen benachteiligter Kinder auf Grund ihres familialen Hintergrunds oftmals bereits vor dem Eintritt ins Schulsystem vermindert und im Laufe der Zeit verfestigt werden, zu durchbrechen.

Vortragspräsentation als PDF-Download

 
       
  Datum     Referent/in     Thema
Mo. 12.01.2009

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Dr. Peter Alheit
(Universität Göttingen)

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Kritik der klassischen Sozialisationstheorien. Gibt es Alternativen zur Konzeptualisierung der Beziehung von Individuum und Gesellschaft?
(wegen Krankheit entfallen)

Als international bekannter Biographieforscher wird Professor Alheit die Frage stellen, ob die konventionellen Sozialisationstheorien theoretisch und empirisch die wechselseitige Beziehung von Individuum und Gesellschaft noch angemessen erfassen können. Mit der von ihm und seiner Forschungsgruppe entwickelten Theorie des Biographischen stellt er dem Sozialisationsdiskurs eine Alternative entgegen. Professor Alheit, ausgebildeter Soziologe und Erziehungswissenschaftler, ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Pädagogik mit dem Schwerpunkt außerschulische Pädagogik am Pädagogischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen.

         
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 28.01.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Albert Scherr
(PH Freiburg)

Homepage

 
Prozesse moralischen Lernens

Sozialisationstheoretische Betrachtungen zur Situation sozialer Gruppen, die von Benachteiligungen und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, folgen traditionell einer Sichtweise, die unterstellt, dass problematische Lebensbedingungen problematische Persönlichkeitsstrukturen und Verhaltensweisen hervorbringen. Ein solche Sichtweise soll im Vortrag hinterfragt werden. Aufgezeigt werden soll, dass eine zeitgemäße Sozialisationstheorie und Forschung gut beraten ist, kritische Distanz zu Varianten eines sozialtheoretischen Determinismus einzunehmen und sich reflexiv im Zusammenhang der Prozesse der Erzeugung von generalisierenden Verdächtigung benachteiligter Sozialgruppen zu verorten.

         
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 05.11.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Hermann Veith
(Universität Göttingen)

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Zwischen hemmungsloser Gier und autonomer Selbstbestimmung. Grundfragen der modernen Sozialisationstheorie

Auf Schritt und Tritt muss sich der Mensch mit sozialen Normen und kulturellen Werten auseinandersetzen. In westlichen Gesellschaften wird dabei sogar schon von den Heranwachsenden erwartet, dass sie sich im Sozialisationsprozess bei gleichzeitiger pädagogischer Förderung und Kontrolle zu eigenständig denkenden und selbstbestimmt handelnden Persönlichkeiten bilden. Dieser Prozess ist ebenso riskant wie facettenreich und vielschichtig. Dementsprechend gibt es nicht nur eine Theorie der Sozialisation, sondern sehr verschiedenartige Erklärungsansätze, die im Vortrag kurz vorgestellt werden sollen.
 

Vortragspräsentation als PDF-Download

         
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 01.12.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Gertrud Nunner-Winkler
(Universität München)

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Prozesse moralischen Lernens

Entgegen Kohlbergs Theorie stellen moralisches Wissen und moralische Motivation zwei voneinander unabhängige Dimensionen dar. Anhand von Daten aus eine Längsschnittstudie, in der ich die Entwicklung moralischer Motivation bei einer repräsentativen Stichprobe von anfänglich 200 vierjährigen Kindern bis zum Alter von 22 Jahren untersuchen konnte, werden einige Lernmechanismen skizziert, die den universellen frühen Erwerb moralischen Wissens sowie den verzögerten differentiellen Aufbau - und auch Abbau - moralischer Motivation erklären können.

         
  Datum     Referent/in     Thema
Mi. 25.06.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Carmen Stadelhofer
(Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm)

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Neue Lernformen im Alter

Dass Lernen bis ins hohe Alter möglich ist, bestätigen sowohl die Erkenntnisse der gerontologischen wie auch der neueren Hirnforschung. Lebenslanges Lernen ist aber auch zur Notwendigkeit geworden, wenn ältere Erwachsene an den gesellschaftlichen Entwicklungen teilhaben möchten. Unter diesen Prämissen gewinnen neue Lernformen in der Weiterbildung Älterer eine große Bedeutung: Weg von den tradierten rezeptiven Lernformen („Nürnberger Trichter“) hin zu Lernformen, Methoden und Lernorten, die sich als „Ermöglichungsräume“ verstehen, die dem/der Lernenden „Raum“ geben, eigene Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Lernprozess einzubringen und ihm/ihr ermöglichen, mit anderen gemeinsam Ziele, Inhalt und Methoden des Lernens weitgehend selbst zu bestimmen. Kommunikation und Kooperation sind dann bedeutsame Brückenpfeiler in dieser neuen Lernkultur, die alle Lernfelder umfasst. Die neuen Kommunikationsmittel, insbesondere das Internet, spielen dabei eine tragende Rolle.

     
  Datum     Referent     Thema

Mi. 11.06.2008

18.15
bis

19.45 Uhr

 

PD Dr. Helmut Bremer
(Universität Hamburg)

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'Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – oder doch?' Zur Milieubezogenheit von Bildung sozialer Mobilität

Was die Menschen aus sich machen, welche Biographie sie einschlagen und wohin sie sich bewegen, hängt heute mehr denn je mit ihrem Bildungsweg zusammen. Bisweilen wird angenommen, dass durch Wohlstand sowie die Individualisierung und Pluralisierung von Lebenslagen heute allen deutlich mehr Chancen offen stehen.

Aber wie groß ist das Ausmaß dieser Möglichkeiten wirklich? Dieser Frage soll im Vortrag mit Bezug auf das Konzept der „sozialen Milieus“ nachgegangen werden. Unter Heranziehung von Forschungsbefunden zum Bildungsverhalten wird gezeigt, inwiefern Bildungslaufbahnen heute insbesondere im jungen und mittleren Erwachsenenalter noch durch das Herkunftsmilieu begrenzt sind oder sich davon entfernen.

Vortragspräsentation als PDF-Download

         
  Datum     ReferentIn     Thema
Mi.
23.04.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Prof. Dr. Ursula Carle
(Universität Bremen)

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Übergangskompetenz mit Kindern bis zum Schuleintritt entwickeln

Von der Familie in die Krippe, von der Krippe in den Kindergarten, vom Kindergarten in die Schule kommen institutionelle Übergänge kennzeichnen nicht nur den Wechsel von einer Institution in die nächste.

Neben den theoriebasierten Modellierungen des Phänomens Übergang, zeigen empirische Studien, wie Kinder und Erwachsene Übergänge bewältigen und ihre Übergangskompetenzen für künftige Situationen nutzen.

Der erste Vortrag im Sommersemester 2008 widmet sich Übergängen von der Geburt bis zum Schuleintritt und stellt nach einem kurzen theoriebezogenen Überblick die Frage, wie Kinder Übergangskompetenzen entwickeln können und welche Unterstützung sie dabei durch Erwachsene erfahren sollten.

(Vortragspräsentation als PDF-Download)

         
  Datum     ReferentIn     Thema
Mi.
14.05.2008

18.15
bis
19.45 Uhr
 

Dr. N. Gaupp,
(wissenschaftliche Referentin am Deutschen Jugendinstitut in München)

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Hauptschülerinnen und Hauptschüler auf dem Weg von der Schule in die Arbeitswelt - Ergebnisse aus dem DJI-Übergangspanel

Der Übergang Schule - Beruf wird für bildungsbenachteiligte Jugendliche zunehmend länger und komplizierter. Der Vortrag untersucht anhand von Daten des DJI-Übergangspanels die Frage, wie sich die Übergangswege von Jugendlichen mit Hauptschulbildung gestalten und welches die Determinanten für gelingende bzw. misslingende Übergänge sind.

 

(Vortragspräsentation als PDF-Download)

 

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Letzte Änderung: 15.07.2015